Angelsportverein Werne - Lippetal e. V.

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Angeln mit der Fliegenrute

Viele Angler sind der Ansicht, dass das Fischen mit Fliege nur etwas für das Forellenangeln an Gebirgsbächen sei. Selbstverständlich ist diese Art des Angeln dort sehr verbreitet. Teilweise ist an Forellenbächen auch nur das Angeln mit der Fliegenrute zugelassen.

Verschiedene Fliegenruten mit montierten Rollen

Was viele Angler nicht wissen ist, dass fast alle einheimischen Weißfische auch mit der Kunstfliege gefangen werden können. Selbst für die Hechtangelei gibt es spezielle Köder, die mit der Fliegenrute geworfen werden.

Eine Fliegenrute unterscheidet sich von einer "normalen" Steckrute dadurch, dass sich der Rollenhalter am Ende des Rutengriffes befindet. Fliegenruten haben auch nicht nur die uns von anderen Angelgeräten bekannten Rutenringe, sondern auch noch zusätzlich Schlangenringe. Weiterhin befindet sich auf der Fliegenrute keine Angabe zum Wurfgewicht in Gramm. 

Der Rollenhalter am Ende der Angelrute

Neben den "normalen" Ringen besitzt eine Fliegenrute auch die hier abgebildeten Schlangenringe.

Auf einer Fliegenrute werden keine Wurfgewichte in Gramm, sondern Klassen nach AFTMA angegeben.

Auf der Rute befindet sich statt dessen die geeignete Schnurstärke nach AFTMA = American Fishing Tackle Manufacturers Association (Verband der amerikanischen Angelausrüstungshersteller), z. B. AFTMA 5 - 6. Das bedeutet, dass das Gerät für eine Schnur der Klasse AFTMA 5 - 6 ausgelegt ist. Beim Fliegenfischen ist nämlich die Schnur das eigentliche Wurfgewicht, weil der Köder aufgrund seines minimalen Gewichtes als Wurfgewicht ausscheidet. Fliegenschnüre sind erheblich dicker, als die von uns bei den anderen Angelmethoden eingesetzten Monofil- oder Flechtschnüre. 

Auf der rechten Bildseite befindet sich die Trockenfliegenschnur, auf der Mitte der Verbinder und auf der linken Seite ist das Trockenfliegenvorfach zu sehen.

Die Fliegenschnur besteht aus dem Kern, z. B. einer Flechtschnur, und der Kunststoffummantelung, die wiederum das Gewicht darstellt. Jetzt gibt es beim Fliegenfischen noch zwei Angelmethoden. Die erste Methode ist das Trockenfliegenfischen. Schnüre, die für dieses Verfahren verwendet werden, schwimmen auf der Oberfläche und sind auffällig, z. B. hellgrün oder orange gefärbt, damit der Angler sehen kann, wo sich die Schnur befindet. Die Schnüre werden auch als Schwimmschnüre (= floating) bezeichnet. Das Gegenteil vom Trockenfliegenfischen ist das Nassfliegenfischen. Die für dieses Verfahren verwendeten Schnüre werden auch als Sinkschnüre (= sinking) bezeichnet. Sie sind dunkel, z. B. schwarz oder braun, gefärbt und sinken ab. 

Nassfliegenvorfach Trockenfliegenvorfach

Die Kunstfliege wird nicht direkt an der Fliegenschnur, sondern an dem Fliegenvorfach befestigt. Fliegenvorfächer für das Trockenfliegenfischen bestehen aus durchsichtiger monofiler Schnur, Nassfliegenvorfächer werden aus dunkel gefärbter Monofilschnur gefertigt. Die Länge der Fliegenvorfächer beträgt etwa 2,70 Meter. Sie werden mit Hilfe von speziellen Knoten, Schlaufen oder Verbindern an der Fliegenschnur befestigt. Fliegenschnüre sind etwa 27 Meter (= 30 Yards) lang. Fliegenschnüre unterscheiden sich auch in der Bauform. DT - Schnüre (double tapered = doppelt verjüngt) sind sowohl am Anfang und am Ende der Schnur verjüngt und in der Schnurmitte erheblich dicker. WF - Schnüre (wight forward) sind auf den ersten  Metern erheblich dicker als auf dem Rest der Schnur. Diese Bauart wird auch Keulenschnur genannt. Das Wurfgewicht der Schnur ist also nicht gleichmäßig, wie bei der DT - Schnur, verteilt. Es befindet sich im vorderen Bereich der Schnur. WF - Schnüre lassen sich aufgrund ihrer Konstruktion vom Anfänger leichter als DT - Schnüre werfen. Um jetzt zu wissen, welche Schnur man vor sich hat, sollte man einmal auf die Packung schauen. Hier zwei Beispiele:

AFTMA DT-7-S = doppelt verjüngt, Schnurklasse 7 nach AFTMA, sinkend

AFTMA WF-6-F = Keulenschnur, Schnurklasse 6 nach AFTMA, schwimmend

Da die Fliegenrolle ein erheblich höheres Fassungsvermögen hat und beim Anbiss eines großen starken Fisches 27 Meter Schnur zu wenig sein könnte, wird an das hintere Ende der Fliegenschnur noch die Nachschnur = Backing angeknotet. Es gibt im Fachhandel für diesen Zweck spezielle Schnüre zu kaufen, eine gute Flechtschnur z. B. ist aber auch geeignet. Um die richtige Länge der Nachschnur zu ermitteln, kann zuerst die Fliegenschnur auf die Rolle gespult werden und anschließend so viel Nachschnur, dass die Rolle gut gefüllt ist. Anschließend wird alles wieder abgespult und dann die Nachschnur zuerst auf die Rolle gewickelt.

Fliegenrolle der Größe AFTMA 6 / 7

Fliegenrollen sind einfache Achsrollen und dienen zur Aufnahme der Schnur. Mit Ihnen kann der Köder nicht ausgeworfen werden, wie beispielsweise mit einer Multirolle. Vor dem Auswerfen der Fliege wird die Schnur von der Rolle gezogen. Nach dem Auswerfen wird die Schnur von Hand eingezogen und nicht mit Hilfe der Rolle eingeholt. Um die Wurftechnik zu erlernen, sollte man sich diese von einem erfahrenen Fliegenfischer zeigen lassen. Eine teurere Möglichkeit ist die Teilnahme an einem Fliegenfischerkurs.

Als Köder stehen die verschiedenen "Fliegen" zur Verfügung:

Trockenfliegen sind Fliegen für das Trockenfliegenfischen. Sie imitieren die verschiedenen Fluginsekten, die am Gewässer vorkommen, wie beispielsweise Eintagsfliegen. Damit Trockenfliegen schwimmfähig bleiben, werden sie mit speziellen Fetten / Ölen benetzt.

Nassfliegen, Nymphen und Streamer werden für das Nassfliegenfischen eingesetzt.

Nassfliegen sollen Wasserinsekten, Nymphen im Wasser lebende Insektenlarven imitieren.

Streamer sollen keine Insekten, sondern z. B. kleine Fische nachahmen. Sie werden auch für die Raubfischangelei verwendet. So gibt es im Handel spezielle Hechtstreamer.

Selbst gefertigte Kunstfliege Streamerset

Wann welche Fliege eingesetzt wird, kann der erfahrene Fliegenfischer dem angehenden Fliegenfischer sagen. Da viele Fliegen spezielle Insekten nachahmen, sollten  jahreszeitlich bedingt oder sogar abhängig von der Tageszeit unterschiedliche Modelle verwendet werden.

Beim Angeln in Salmonidengewässern sollte man den Widerhaken am Angelhaken mit der Zange andrücken oder Angelhaken ohne Widerhaken verwenden, damit umtermaßige Fische problemlos abgehakt und wieder zurückgesetzt werden können.

Die Fliegen werden an das Fliegenvorfach angeknotet. Einfacher ist die Verbindung, aber auch der Wechsel der Fliegen mit den unten abgebildeten Verbindern.

Befestigung der Fliege an den Micro Snap. Der Snap ist stark vergrößert dargestellt. Tatsächlich hat der Snap eine Größe von nur 5 Millimetern und ist aus dünnem Draht gefertigt.

Für den Fliegenfischer sind noch die folgenden Ausrüstungsgegenstände sinnvoll:

Zum Lösen der Fliegen aus dem Fischmaul immer eine Löseschere nehmen, da bei Verwendung handelsüblicher Hakenlöser oder Lösezangen die Fliege schnell zerstört wird. Wenn man im Wasser stehend angelt, sollte man sich einen Watkescher zulegen. Der Watkescher hat keinen langen Stiel, sondern nur einen kurzen Griff mit Schlaufe und ist somit wesentlich handlicher, als ein Unterfangkescher. Um auf glatten oder losen Steinen im Gewässer nicht so schnell auszurutschen, ist ein Watstock durchaus abgebracht. Weiterhin sollte man sich für etwas tiefere Gewässer Watstiefel zulegen. Eine Wathose kann es selbstverständlich auch sein.

Sicherheitshinweise: Wenn im Wasser stehend geangelt wird, immer nur dort angeln, wo ein sicherer Stand gewährleistet ist. Der Angler muss schwimmen können, um sich aus misslicher Lage retten zu können. Nie dort hingehen, wo die Strömung zu stark ist. Bei Verwendung einer Wathose sollte die so verschlossen werden können, dass sie bei einem Ausrutscher nicht sofort voll Wasser laufen kann. Die Hose wird bei einem starken Wassereinbruch eventuell so schwer, dass man bei starker Strömung möglicherweise nicht mehr aus dem Wasser kommt. Grundsätzlich sollte man nicht allein sein, wenn im Wasser stehend geangelt wird. Beim Sturz ins Wasser ist der Angler oft auf schnelle Hilfe angewiesen. Im Winter oder selbst im Sommer kann ein Sturz ins eiskalte Wasser innerhalb weniger Minuten zum Unterkühlungstod führen. Ein funktionstüchtiges Handy gehört auf jeden Fall zur Standardausrüstung, um gegebenenfalls schnell fachliche Hilfe anfordern zu können.

Grundsätzlich gilt: Kein Fisch kann so schön sein, dass man sich leichtfertig in Lebensgefahr begibt!